Ausgewählte Einträge - Georgs Senf dazu...  II (ab 10.10.2005)

 

 

20.06.2007 - Mittwoch - "Grimmepreis"

 

Endlich ist es so weit: Mo erhält heute in Köln für ihr einzigartiges Literaturprojekt "Nach 100 Jahren" den Grimme Online Award. Herzlichen Glückwunsch!

 

 

   Und ja, jetzt kann ich's auch endlich sagen, Anfang Februar hatte ich "Nach 100 Jahren" für den Grimmepreis vorgeschlagen, da mir bereits im ersten Moment klar war, dass mit dieser Seite eine Grimmepreiswürdigkeit einhergeht.

   Ich kenne in Deutschland und im www nichts vergleichbares - aber ich kenne mich (in aller Bescheidenheit) mit Literatur im Internet sogar sehr gut aus ;)

 

   In den Medien, in den Blogs und in unser aller Leben wird tagtäglich so viel kritisiert und negativ betrachtet, zurecht oder zu unrecht - ganz egal, da ist es zwischenzeitlich durchaus angebracht, etwas Gutes auch außerordentlich laut und ausdrücklich zu loben, finde ich.

   Mit "Nach 100 Jahren" ist Mo einer dieser ganz großen Würfe gelungen, wie sie im Internet nur alle paar Jahre zu finden sind.

 

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22.11.2006 - Mittwoch - "Sozialkitsch als Kunst"

 

Manchmal zweifle ich am Verstand einiger Zeitgenossen. "Die Kniende", eine Collage von Jörg Meyer, zeigt, was fehlender Verstand in der Kunst immer will: Provozieren um jeden Preis.

   Dazu Jörg Meyer: "was willy da in warschau vor dem mahnmal tat, knien, erzeugte genau die reaktionen des nichtverstehens, um die es hier geht. warum kniet man(n) nieder? wovor? vor der eigenen hybris, die solche "devote egomanie" entwirft?"

   Das ist schlichtweg - mit Verlaub - bescheuert und stimmt natürlich nicht mal ansatzweise, da jeder Mensch den Kniefall in Warschau gerade als Aktion verstanden hatte. Ihn darüber hinaus als "devote Egomanie" Brandts zu interpretieren, ist nichts anderes als eine platte posthume Beleidigung. Eine Beleidigung ergibt aber noch lange keine Provokation.

   Wenn die Sache nur ein bisschen Esprit besäße oder den Hauch eines intelligenten künstlerischen Zusammenhangs erkennen ließe vielleicht in der Tradition der Aktionskunst der 1960er Jahre... doch so ist die Absicht des "Künstlers" zu eindeutig: Hier versucht er im Mäntelchen einer theaterähnlichen Inszenierung (als Retro-Happening tourt Meyer damit durchs Web) ohne jeden Sinn und Verstand zu provozieren und setzt uns dadurch am Ende nur der Langeweile aus.

   Warum ich es dennoch heute zum Thema mache? Um dir mal den Unterschied zwischen Kunst und Kitsch zu verdeutlichen: Kunst ist zwingend intelligent, Kitsch hingegen nicht.

 

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09.05.2006 - Dienstag - "Schuluniformen"

 

Ich lach mir einen; heute möchte ich doch mal eine Lanze für ollen Stoiber brechen. Der hat nämlich dieselbe Ansicht wie ich, dass Schuluniformen wohl sehr nützlich sind. Die Tatsache der Zustimmung über politische Lager hinweg sollte unter Demokraten sicher normal sein, doch lächerlich finde ich die Ablehnung der Verbände, allen voran die des Lehrerverbandes. Niemand, auch nicht Frau Zypries, behauptet, Schuluniformen können als Allheilmittel sämtlichen Markenfetischismus aus der Welt schaffen, so naiv ist keiner, lieber Lehrerverband, doch Schuluniformen sind ein adäquates Instrument zur Linderung und Bewusstmachung dieses Problems. Die Behauptung, dass sich der Markenfetischismus als Folge der Einführung von Schuluniformen in andere Bereiche ausdehnen würde (Handys, Uhren etc.), ist deshalb grottenfalsch, da dies bereits hier und jetzt geschieht, obwohl es solche Uniformen noch gar nicht gibt. Wieder einmal zeigt sich der Lehrerverband naiv und unwissend; ich frage mich, ob seine Funktionäre von der Schulrealität überhaupt noch etwas wahrnehmen?

   Dass nun aber auch noch versucht wird, die Schuluniformen durch ihren Missbrauch in Nazi-Deutschland abzulehnen, lässt mich nur noch weiter lachen, denn ernsthaft kann ich gar nicht auf dieses "Argument" eingehen.

 

   PS: Handys gehören sowieso an Schulen verboten - es wäre ja mal interessant zu beobachten, auf welche Kommunikationsideen und -strategien unsere Teenager ohne Handys kämen, wenn sie sich beispielsweise nur zur Schulpause verabreden wollten *lol*.

 

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03.04.2006 - Montag - "1. Laufen  2. Erkenntnis  3. Gerechtigkeit"

 

1. --

 

2. So, und dann habe ich noch diesen Link geschickt bekommen, bei der angehende Nichtraucher ihre Erfahrungen etc. über den Verzicht des Rauchens berichten. Tut mir leid, so was ist ein großer Mist der Verzweiflung, das funktioniert so nicht. Wer sich täglich ausführlich damit beschäftigt, zwingt sich ja förmlich regelmäßig an den Verlust der Zigaretten zu denken. Da ist der Rückfall programmiert. Ich weiß nicht, wer auf solche Ideen kommt, auch Workshops, Kurse, teure Therapien - alles Unsinn! Da es keine körperliche Abhängigkeit von Nikotin (und all den anderen Schadstoffen) gibt, ist einzig die eigene Entscheidung wichtig. Mit Psychotricks sich selbst zu verarschen hilft nur bei ganz einfältigen Geistern.

   Menschen, die nie gelernt haben, im Leben Entscheidungen zu treffen, haben es da sicher schwerer als diejenigen, die entscheidend und selbstbestimmt durchs Leben gehen. Es ist eigentlich relativ simpel: Es gibt Menschen, die für ihr Schicksal immer irgendjemanden oder irgendeinen Umstand verantwortlich machen. Diese Menschen machen zum Beispiel für ihr Rauchen andere Menschen oder andere Umstände verantwortlich. Sie sind aus ihrer Sicht also unschuldig an dem Umstand, dass sie rauchen. Wer aber nicht verantwortlich (oder schuldig) für sein eigenes Handeln ist, kann auch keine Konsequenzen aus diesem seinen Verhalten ziehen.

   Die Entscheidung, nicht mehr zu rauchen, bedingt aber die eigene Verantwortlichkeit. Wer (irgendwann im Leben) erkennt, dass nur er selbst für sich und sein Tun verantwortlich ist - zum Beispiel fürs Rauchen - und dies abstellen will, der tut es von Heute auf Morgen und hat bereits nach zwei Wochen vergessen, dass er 25 Jahre Kettenraucher war. Wer sich aber immer wieder daran erinnert und die Verantwortung abschiebt, wer Nichtrauchen als Verzicht statt als täglichen Gewinn betrachtet - tut mir leid, das funktioniert nicht und führt nur zu einem immerwährenden Kampf gegen sich selbst, der, je länger er andauert, um so extrem verminderte Lebensqualität bedeutet. In einem solchen Fall würde ich persönlich lieber weiter rauchen und früher sterben als zehn Jahre länger verbissen leben zu wollen.

 

3. Apropos Erkenntnis: Gabi berichtet über eine furchtbar schlimme Tragödie. In der eigenen Ratlosigkeit sucht so mancher nach religiösem Trost. "Gottes Wege sind unergründbar" oder ähnliches. Nein, was bleibt - und da zitiere ich aus den Kommentaren Schatzi, der da absolut treffend sagt: "nen höheren Sinn? Nee, den jibts dabei nicht. Nur Elend, Schmerz und Trauer." So ist es und ganz schwer etwas Richtiges zu sagen.

   Religionen spenden keinen Trost, sie haben nichts als zynische Antworten parat. Wir wissen nicht, wer oder was uns und das ganze Universum erschaffen hat, genauso wenig, wie die einzelne Ameise weiß, wer für sie, die anderen und ihre Umwelt verantwortlich ist. Haben wir große Gewissensbisse, wenn irgendwo auf der Welt von uns Menschen ein Ameisenbau zerstört wird? Hat Gott Gewissensbisse, wenn er unser Leben zerstört?

   Leider ist Gott zu feige, sich uns, der Geschichte und der Erde als Verantwortlicher selbst zu stellen. Also tun wir es doch stellvertretend - und klagen ihn, statt ihn auch noch für all sein Unheil huldvoll anzubeten, in Abwesenheit endlich seiner grausamen Vergehen und Verbrechen an.

 

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21.03.2006 - Dienstag - "Nachhilfestunde"

 

Die Deutschen haben einen Hang zum Vergessen. In einem Artikel der taz, der sich vergleichend mit der deutsch-französischen Kultur des Widerstandes befasst, heißt es: "Während in Deutschland Regimewechsel durch verlorene Kriege oder einstürzende Mauern stattfinden, haben die Franzosen dergleichen in den unterschiedlichsten historischen Situationen immer wieder selbst herbeigeführt." So was kann ich ja nicht leiden, da dürfen Leute Artikel schreiben, die nichts von der Geschichte wissen (wollen). Diese bloßen "einstürzenden Mauern" waren neben der Erstürmung der Bastille eine der erfolgreichsten Revolutionen Europas. Sie war auf der Straße von den Menschen herbeigeführt worden und besiegelte das Ende des globalen Kalten Krieges. So, und die Autorin, Frau Dorothea Hahn, bringt sagenhafte vier Beispiele, um zu belegen, dass der Widerstand der Franzosen so viel ausgeprägter im Vergleich zu dem der Deutschen sei. Darf ich denn auch mal aufzählen? Für diejenigen, die es vergessen oder nie gelernt haben.

 

-          1848: Erste deutsche Revolution, genannt "Märzrevolution". Sie wurde niedergeschlagen, fand ihre Auswirkungen jedoch in allen gesellschaftlichen Bereichen.

-          1918: Zweite deutsche Revolution, genannt "Novemberrevolution". Deutschland wurde von der Monarchie "von Gottes Gnaden" zu einer parlamentarischen Demokratie.

-          1933: Im Nachhinein betrachtet möchten Viele es lieber unterm Teppich kehren. Die Machtübergabe an die Faschisten wurde zwar nie Revolution genannt und lieber als "Machtergreifung" bezeichnet, wobei die zustimmende Begeisterung (das revolutionäre Potential) der Mehrheit der Bevölkerung meist dabei unterschlagen wird.

-          1953: Erster Volksaufstand in der DDR,

-          1989 bis 1990: Zweiter Volksaufstand in der DDR, der die sozialistische Diktatur überwand und zur Vereinigung beider deutscher Staaten führte.

 

   Und jetzt, verehrte Taz-Kommentatorin, setzen Sie in Ihren vier Beispielen auch noch das "grandiose" Nein Frankreichs zur EU-Verfassung als revolutionäre Tat gleich. Nö, Frankreich ist nicht revolutionärer als Deutschland. Bewegung auf den Straßen hat es in beiden Ländern gegeben (1968er Revolten in Paris und Berlin) - im Gegenteil, wenn ich die Anti-AKW-Bewegung (von Kalkar bis Gorleben), die Auseinanderstetzungen um die "Startbahn West", die Friedensbewegung (500.000 im Bonner Hofgarten), Lichterketten zu Beginn der 1990er Jahre gegen Rechts etc. mitrechne, so hat Frankreich dort kein einziges Pendant zu verzeichnen. Also, dieser Taz-Vergleich der beiden Völker Europas ist historisch nicht korrekt; es ist eine echte (bewusste oder aus Unwissenheit entstandene) Manipulation.

   Erfolgreiche Revolutionen, Generalstreiks oder Aufstände hat es im Übrigen in den letzten zwei Jahrhunderten etliche in beinah allen Ländern Europas gegeben. Volkes Wille änderte dabei politische Systeme, Staatsoberhäupter wurden verurteilt oder Frieden wurde nach quälend langer Zeit des Terrors geschaffen. Mit dem Finger auf der Landkarte bräuchte ich bloß dazu von Portugal bis Rumänien, von Irland bis Griechenland zu fahren und käme bei all den einzelnen Ländern mit dem Verlinken nicht mehr nach. Liebe taz, ich darf daher mit folgendem Satz schließen: Gut, dass es Europäer gibt.

 

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07.03.2006 - Dienstag - "Dresden II"

 

Keine Filmkritik, das wäre mir für diesen Film viel zu anstrengend, bloß meine Meinung. Und viel besser als ich, bringt Frau Ursula Nowak im ZDF-Forum ihre Ansicht zu "Dresden" auf den Punkt: "... Der Film heute ist eine große Enttäuschung. Er ist oberflächlich. Der Untergang der Stadt ist nur spektakuläre Kulisse. Unglaubwürdig, das Drehbuch: eine Krankenschwester, täglich umgeben von Verwundeten, Sterbenden, kriecht kurzerhand 2 Tage vor ihrer Verlobung zu einem Spion im Krankensaal ins Bett. Sex untermalt von Stöhnen der Patienten mit einem Fremden, der sie im Klinikkeller mit dem Messer bedroht hatte, der nicht spricht, keine Papiere besitzt. Solche Frauen hat es nicht gegeben, jedenfalls nicht zu dieser Zeit. Heute ist das anders. Dafür sorgen unter anderem auch die Medien, denen nichts zu dumm ist, wenn es sich nur vermarkten lässt..." [vollständige Kritik]. Ich weiß auch nicht, wozu die drei Alibihistoriker Rolf-Dieter Müller, Richard Overy und Hans Mommsen großspurig vom ZDF genannt werden, denn zu dem Haupterzählstrang der Geschichte  hatten sie jedenfalls nichts zu sagen (ZDF: "Bis ins Detail historisch-authentisch").

 

   Die Bombe demokratisiert das Sterben - einem Autor, dem solch ein Blödsinn einfällt, ist wahrlich nicht mehr zu helfen - zumindest erklärt es dieses unglaubwürdige, ja fast schon groteske Drehbuch. Das Sterben hat mit Demokratie überhaupt nichts zu tun, lieber Stefan Kolditz, denn Gleichheit ist noch lange keine Demokratie; Sie vergessen bei Ihrer epochal dummen Aussage leider das Wesen der Demokratie, nämlich die Freiwilligkeit bzw. die Wahl des Einzelnen. In Dresden (und in allen bombardierten Städten der Welt) hatte kein gestorbener Zivilist jemals eine Wahl.

   Aber wenn schon solche Vergleiche angestellt werden, dann doch bitte korrekt: Die Bombe demokratisiert das Töten - denn die Piloten und Soldaten aller Nationen hatten und haben immer eine Wahl.

 

   Was ich von den schauspielerischen Leistungen halte, das schrieb ich ja bereits Vorgestern. Auch Gestern war Felicitas Woll meiner Meinung nach die einzige rühmliche Ausnahme des ansonsten unterdurchschnittlich Dargebotenen.

 

   Und wie Mo fragte, tu ich es nun auch: Was ist bloß mit Deutschland los? In kürzester Zeit "Das Wunder von Bern", "Hitler", "Sophie Scholl", "Die Flut" und nun "Dresden" - eine Nation, die nur noch zurück schaut, hat fürchterliche Angst vor Morgen. Die sich selbst beweihräuchernde Gestrigkeit ist kaum noch auszuhalten. Wo bleibt die positive visionäre Zukunft? Etwa im Satz unseres Bundespräsidenten bei der Weihe der Dresdner Frauenkirche? "Nie wieder Krieg - nicht in Europa und nicht anderswo auf der Welt" - ist natürlich eine noble Aussage, doch so naiv wie alles, was bisher von Horst Köhler zu hören war. Nie wieder Krieg als deutscher Zukunftsleitsatz? Dann, werter Herr Bundespräsident, beenden Sie bitte die "Verteidigung Deutschlands am Hindukusch" und holen endlich unsere Soldaten heim.

 

   10 Millionen Euro in den Sand gesetzt für einen "Pearl Harbor" gleichen grauenhaften Schinken. Das muss doch nicht sein, auch wenn es nicht mal 1/10 des US-Budgets war. Das ZDF als Hauptproduzent = wir alle als gebührenzahlende Produzenten.

  Meine abschließende Beurteilung: Sollte bei aller Protektion dieser preisunwürdige Film tatsächlich auch keine Preise erhalten, würde man daran erkennen, dass die Juroren unempfänglich für (Schmier-) Geldzahlungen sind. Immerhin, so oder so, als Indikation gegen Korruption, das wäre dann ein echter Verdienst dieses Films *eg*.

 

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08.02.2006 - Mittwoch - "Gegenargumente"

 

Ist voll in Ordnung, Peter, lass mich mal ganz fies unken: du bist nicht zufällig im Öffentlichen Dienst beschäftigt? *fg*.

 

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08.02.2006 - Mittwoch - "Think Big"

 

Ich hab's versucht. Nicht ein Mal, nein, die ganze Zeit lang - aber es will mir einfach nicht gelingen, Verständnis für den Streik im Öffentlichen Dienst aufzubringen.

   Ich habe nichts gegen Lohnerhöhungen ;o) schließlich ist im europäischen Vergleich Deutschland mit 0,9% Lohnsteigerung das Schlusslicht, doch die Zeit der Einzelgewerkschaften ist meines Erachtens nach vorbei. Arbeitnehmerrechte sollten in ihrer Gesamtheit vertreten werden. So sehe ich zum Beispiel politischen Handlungsbedarf was den Mindestlohn betrifft, das ist viel wichtiger als der gegenwärtige Luxusstreik.

   Wenn Europa zusammenwächst, so muss das alte Europa sich dem neuen angleichen und umgekehrt. Es funktioniert nicht, wenn unser Lohnniveau dem Polens angeglichen wird, es funktioniert aber genauso wenig, wenn in Polen unser Lohn gezahlt werden würde - angleichen heißt: irgendwo in der Mitte wird es sich treffen.

   Solidarität der arbeitenden Bevölkerung in Europa oder sogar global gibt es nicht mehr nach dem Muster des nationalen Arbeitskampfes des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Des einen Leid ist des anderen Freud. Die AEG-Produktionsstätte in Polen hilft dort einer ganzen Region zu überleben. Und das ist gut so. Die Gewerkschaften müssen ihre kleingeistigen nationalen Scheuklappen verlieren. Wozu brauchen wir in einem geeinten Europa der globalen Realität teure Einzelgewerkschaften allein für Deutschland?

   Die alten westdeutschen Verhältnisse sind längst vorbei, doch Beamte und Angestellte leben und arbeiten scheinbar in einer entrückten Enklave.

   Ich höre jetzt schon den Aufschrei: "Georg, was denkst du denn, was wir in den letzten Jahren schon für Mehrarbeit machen mussten". Ja, genauso ist es, und?

 

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02.02.2006 - Donnerstag - "Sozialneid"

 

In einer Zeit, in der 5 Millionen Menschen ohne Arbeit sind, in der einfach keine Arbeit vorhanden ist, in der ganze Landstriche veröden, in der eine neue Völkerwanderung junger Menschen stattfindet, indem sie der Arbeit hinterher reisen, gibt es einen Politiker, der die Familie als Schutzschild für staatliche Zuwendungen bezeichnet. Ja, und das war kein verbaler Ausrutscher des unsäglichen Roland Kochs (Ludwig Thoma: “Sie schlagen sich Schmisse ins Gesicht, denn auf dem Hintern sieht man's nicht!”), denn Koch trampelt weiter: "Eine vierköpfige Familie kann heute einschließlich Wohngeld bis zu 1900 Euro netto im Monat bekommen. Gekürzt werden können aber nur die 345 Euro für den Familienvater – zunächst nur um 30 Prozent. Das maximale Sanktionsrisiko beträgt meist rund 200 Euro. Das wird in der Regel kaum jemanden bewegen, 40 Stunden die Woche zu arbeiten." [Link]

   Aha, hauste noch mal feste druff auf die am unteren Ende der Leiter; Sozialneid schürend, kriegen wir also zukünftig Slums der Verelendung amerikanischer Zustände. Koch wurde von der Mehrheit der Hessen demokratisch gewählt. So stelle ich also zum dritten Mal die Frage: Deutschland, willst du wirklich Amerika sein? Du musst dich entscheiden.

 

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01.02.2006 - Mittwoch - "Überwachungsstaat"

 

Gerorge Orwell lässt grüßen: 14 Millionen Abfragen der Behörden auf Privatkonten wurden allein in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Thüringen und Sachsen 2005 registriert. In diesem Jahr soll es in den genannten Ländern bis zu 20 Mio. Abfragen werden. Schleichend entwickelt sich somit 1984 von der Utopie zur Realität.

   Wenn man jetzt die vielen Anti-Terrorgesetze dazunimmt, die Kameras, die mittlerweile in jeder Innenstadt und auf fast allen Autobahnen installiert sind sowie die digitale Speicherung aller Daten aus den verschiedensten Lebensbereichen, dann sind wir heute bereits an einem Punkt der Bürgerüberwachung und der Schnüffelbehörden angelangt, den man noch vor 20 Jahren eben als Orwellsche Utopie süffisant lächelnd abgetan hatte. Ich erinnere nur die älteren Westdeutschen unter uns an die im Vergleich zu heute lächerliche Volkszählung 1987 aber auch an den damaligen Aufstand dagegen. Nichts davon findet heute statt. Darf ich noch mal fragen: Deutschland, willst du wirklich Amerika sein? Du musst dich entscheiden.

 

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31.01.2006 - Dienstag - "Solidarität"

 

Das Gejammer angesichts der Lebensarbeitszeit von 65 auf 67 Jahre ist dann kaum nachvollziehbar, wenn es heißt, dies sei körperlich nicht zu bewerkstelligen etc. Wer mit 65 noch nicht ausgepowerd ist, wird es mit 67 sicher auch nicht sein. Das Problem ist ein ganz anderes: es arbeitet ja kaum noch jemand heute bis 65 Jahren, da einfach nicht genug Arbeit vorhanden ist. Aber dennoch polemisieren alle nun über die zwei Jahre. Klasse Nebelkerze, Herr Müntefering.

   Da es voraussichtlich auch nicht mehr Renteneintragszahler geben wird und eine private Rente keine Alternative darstellt aber die Rentner angesichts der steigenden Rentnerzahlen (geburtenstarke Jahrgänge) zu einer starken politischen Kraft werden, wird wohl nur die eine Möglichkeit zur Lösung des Dilemmas bleiben - die Rentenbeiträge werden drastisch erhöht. Und? Schlimm? Nein, die Sozialabgaben sind solidarisch für unsere eigene Gesellschaft zu entrichten und jeder einzelne profitiert am Ende davon. Die Sozialabgaben in den skandinavischen Ländern sind erheblich höher als bei uns, doch der soziale Friede, die soziale Gerechtigkeit und auch die Zufriedenheit der Einzahler ist in diesen Ländern beispielhaft.

   Doch Münte und Co. wissen, dass sie in einem Land der Egoisten mit dem Thema Solidarität nicht wiedergewählt werden. Tja, Deutschland, willst du wirklich Amerika sein? Du musst dich entscheiden.

 

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29.12.2005 - Donnerstag - "Susanne Osthoff die Zweite"

 

Nene, Peter, du hast schon Recht, die seriösere Presse sieht die Problematik der Rückkehr ein wenig differenzierter und sensibler. Auch die Opposition gibt deutliche und gute Statements dazu ab (Claudia Roth) - aber wer hetzt nach wie vor in unerträglichem Maß? Genau. Da ich prinzipiell nicht zur BILD verlinke, hier noch mal zwei ScreenShots von Gestern. Das riecht nach einer Kampagne, die vielleicht nur aufgrund der neuerlichen für die Bildzeitung interessanteren Entführung der Chrobog-Familie nicht zustande kommt.

   Und als ob das noch nicht genug wäre, will doch diese geistig umnachtete Brunhilde Irber tatsächlich prüfen lassen, ob der Irak nicht ein Einreiseverbot gegen Susanne Osthoff verhängen kann. Also, mir fehlen da wirklich die Worte. Was sind wir, eine Bananenrepublik? In der Bürgerrechte einfach so außer Kraft gesetzt werden können? Staatsklüngel? So etwas machen Diktatoren mit ihren Bürgern; ich kann mich an Vergleichbares in der BRD-Vergangenheit nicht erinnern. Irber behandelt Osthoff wie eine Kriminelle; kann Brunhilde Irber nicht mehr rational denken?

   Mein Gott, in welchem Land leben wir eigentlich, in dem politischer Dilettantismus zum Standard wird?

 

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27.12.2005 - Dienstag - "Konsequente Hilfe"

 

Susanne Osthoff will wieder zurück in den Irak, um ihre humanitäre Hilfe fortzuführen. Und was regen sich die Leute darüber auf, allen voran das Auswärtige Amt und Minister Steinmeier (kein Geld mehr für Hilfsprojekte).

   Martin Luther King, Albert Schweizer, Gandhi oder Mutter Theresa - alle haben der Gefahr zum Trotz ihre humanitäre Arbeit fortgesetzt. Natürlich muss ebenso Susanne Osthoff dies tun, das erfordert allein schon ihre Authentizität, ihre Ehrlichkeit und ihre kompromisslose Liebe zu den Menschen im Irak.

   Dieses dumme und blöde Geschrei der Wohnzimmer-Pantoffeltiger hierzulande (dann bezahlen wir aber nix, wenn sie noch mal entführt wird etc.) und ganz besonders der Hetz-BILD (ScreenShot: "Empörung über Susanne Osthoff") finde ich ja so was von zynisch und völlig unangebracht. Jedenfalls zeigt es den wahren Kern dieser Menschen - nämlich wie sie die irakische Bevölkerung als wertlos abstempeln.

 

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27.12.2005 - Dienstag - "Konsequente Hilfe"

 

Susanne Osthoff will wieder zurück in den Irak, um ihre humanitäre Hilfe fortzuführen. Und was regen sich die Leute darüber auf, allen voran das Auswärtige Amt und Minister Steinmeier (kein Geld mehr für Hilfsprojekte).

   Martin Luther King, Albert Schweizer, Gandhi oder Mutter Theresa - alle haben der Gefahr zum Trotz ihre humanitäre Arbeit fortgesetzt. Natürlich muss ebenso Susanne Osthoff dies tun, das erfordert allein schon ihre Authentizität, ihre Ehrlichkeit und ihre kompromisslose Liebe zu den Menschen im Irak.

   Dieses dumme und blöde Geschrei der Wohnzimmer-Pantoffeltiger hierzulande (dann bezahlen wir aber nix, wenn sie noch mal entführt wird etc.) und ganz besonders der Hetz-BILD ("Empörung über Susanne Osthoff") finde ich ja so was von zynisch und völlig unangebracht. Jedenfalls zeigt es den wahren Kern dieser Menschen - nämlich wie sie die irakische Bevölkerung als wertlos abstempeln.

 

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21.12.2005 - Mittwoch - "Moralischer Anstand"

 

Peter hat völlig Recht: "Wenn ich sehe, wie ihre Familienmitglieder ohne Rücksicht auf deren körperlichen und seelischen Zustand von den Presseleuten gejagt werden, dann kann ich sie nur all zu gut verstehen". Susanne Osthoff ist eine kluge Frau aber unsere Medienwelt ist beschämend in ihrer unbarmherzigen Brutalität. Allen voran die BILD.

   Auch der ZEIT-Herausgeber Michael Naumann hat's genau getroffen: "Da bedarf es doch einer Extra-Ausgabe der Morallosigkeit dieses Zentralorgans des moralischen Analphabetismus... [Link]".

   Peter Zink und Michael Naumann - zwei Männer mit moralischem Anstand drei Tage vor Heilig Abend 2005; wohltuend das zu lesen.

 

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12.12.2005 - Montag - "Das Wort zum Montag"

 

Das Internet wird immer skurriler: Letzten Freitag gab es tatsächlich einen privaten "Internetgottesdienst" mit Predigt, Musik usw. aber ohne echten Pfarrer. Dabei gibt es auch seriöse Andachten im Web, z.B. bietet das Bistum Hildesheim eine Online-Weihnachtsmesse an [mehr Infos]. Nun, was ich als Heide von diesem Glaubenswahn halte, brauche ich sicher nicht extra zu schreiben, schließlich tummeln sich auch mittlerweile diverse Sekten auf diesem Gebiet.

   Ganz schlimm war's ja am Kirchentag in Köln: ein alter Mann winkt und Tausende Jugendliche fallen in hysterische Ekstase. Eine neue Religiosität? Da dürfen diese Jugendlichen und alle, die ihr Verhalten so toll fanden aber nicht auf den Islam schimpfen; das ist identische Verzückung.

   Am schlimmsten jedoch treiben's die Kreationisten in den USA: sie sind mittlerweile mit einem neuerlichen Versuch, Charles Darwin und die Evolutionslehre abzuschaffen ("Intelligent Design"), schon erschreckend weit gekommen. Muss man sich mal vorstellen, ein paar Hundert Jahre Aufklärung werden einfach so beiseite gewischt und stattdessen das alte Testament als wissenschaftliche Lehre verkauft. Bei allem Respekt vor individuellem Glauben - die christlichen Fundis haben sie nicht mehr alle.

   Naja, ein weites Feld. Ich spende dir derweil meinen heiligen Montagsegen, mach's jut und jute Nacht für heute. Amen.

 

  

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03.12.2005 - Samstag - "Menschenfleisch"

 

Da muss ich doch mal die Wochenendimpression kurz unterbrechen, da mir etwas dermaßen auf den Keks geht, denn folgendes ist einfach nur ein starkes Stück:

   Dasselbe was am Donnerstag Ex-Ministerin Kühnast in "Berlin Mitte" behauptete, beklagt nun auch Seehofer in der Bild-Zeitung, nämlich dass die Deutschen am Fleischskandal aufgrund ihrer Geiz-Ist-Geil-Mentalität selbst Schuld seien [Link]. Also nicht mehr skrupellose Geschäftemacher, die Lebensmittel wie Aktien an der Börse handeln, nein, Hartz-IV-Empfänger, die bei jedem Einkauf ihren letzten Cent zweimal umdrehen müssen, sind die Schuldigen. Dies ist so dreist und lenkt so dermaßen unglaublich von der eigenen staatlichen Kontroll-Verantwortung ab, dass ich nur noch den Kopf schütteln kann. Die Regierung und die Opposition gleichermaßen als Schwarz-Rot-Grüne-Mega-Große-Koalition.

   Dabei geht es gar nicht um eine Bewertung der Geiz-Ist-Geil-Mentalität - ich lehne sie genauso ab - sondern um die Schlussfolgerung der Verantwortlichkeit, wenn's schief läuft.

   Beim wirtschaftlichen Handeln können Hartz-IV-Empfänger offensichtlich unseren Ministern Nachhilfeunterricht erteilen, denn wer stets ungünstig für sich und seine Familie ökonomisch handelt, hat von Marktwirtschaft keine Ahnung. Und doch wollen diese Minister die Geschicke unseres Landes in einer wirtschaftlichen Krise lenken? Kürzen Sozialleistungen mit dem Vermerk auf die globale Konkurrenz des Geiz-Ist-Geil-Kapitalismus (in China sei alles billiger zu produzieren) - und was, wenn ich jetzt sage, für Menschen gilt dasselbe wie für Fleisch? Hört dann die Geiz-Ist-Geil-Mentalität der staatlichen Auftraggeber der Länder und Kommunen auf? Werden von ihnen fortan Tätigkeiten und Dienstleistungen nicht mehr an Billig-Subunternehmen ausgelagert, neudeutsch: "Outsourcing"? Wird dann die Sozialpolitik wieder sozialer? Fleisch wieder genießbarer? Mensch wieder menschlicher?

 

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22.11.2005 - Dienstag - "Medien und Internet"

 

Alle 14 bis 49-jährige Deutsche verbringen 8 Stunden pro Tag mit den klassischen Medien und dem Internet, was eine Steigerung seit 1999 um rund 90 Minuten bedeutet. Die Nutzung des Internets stieg dabei alleine von 9 Minuten 1999 auf heute 59 Minuten. Das entspricht einer sagenhaften Steigerungsrate von über 650% in knapp 6 Jahren. Dabei stieg die Zahl der Nutzer des Internets auf 44%, fünf mal so viele wie noch 1999 [Link]. Dieser Boom ist bis heute ungebremst. Von 1999 bis heute wurden rund drei mal so viele De-Domains zugelassen [Link]. Somit werden auch noch in den nächsten Jahren das Internet sowie die Mediennutzung im Internet kräftige Wachstumsraten erfahren. Also, liebe Leserin, lieber Leser, es lohnt heute mehr denn je, Aktien der boomenden Unternehmen im Internet zu kaufen. Ich würd's ja auch tun, bloß wovon ;o)

   Was die Medien und die Verblödung durch selbige angeht, so hat die holländische Firma "Endemol" (ja, genau die) demnächst ein "Irreality-TV" vor. Man hat als Kandidaten  "herausgesucht, die zu einem gewissen Grad beeinflussbar seien", um ihnen einen Flug ins All vorzugaukeln. Natürlich spielt bei diesem beschämenden TV-Event die Physik keine Rolle. Wen interessiert's auch, da alle potentiellen Zuschauer genauso blöd sein müssen wie die verarschten Kandidaten - nein, in Wirklichkeit sind die Darsteller natürlich angelernte Laienschauspieler, die für Geld überrascht und dämlich tun, denn jeder Mensch merkt gewaltig, ob er mit einer Rakete in den Orbit geschossen wird oder nicht. Wirklich schlimm werden die Zuschauer sein, die wieder mal alles glauben.

   Den durchgeknallten "Verschwörungsmystikern" rund um Gerhard Wisnewski, die samt und sonders schon immer der Logik und der Physik ihre Rücken zugekehrt hatten, wird's hingegen freuen, stützt doch dieses TV-Ereignis den in ihren Augen medieninszenierten sog. "Moon Hoax".

   Angesichts der gestrigen und dieser heutigen Beispiele hege ich begründete Zweifel, ob ein Mehr an Internet und Medienkonsum unbedingt auch zu einem Mehr an Intelligenz führt oder, ums deutlich zu sagen, vielmehr zu absoluter unbegrenzter Dummheit.

 

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21.11.2005 - Montag - "Gedenktage"

 

Am Wochenende wurde dem 60. Jahrestag der Nürnberger Prozesse gedacht. Schon beeindruckend, wie sich die westlichen Gesellschaften seither weiterentwickelt haben. Heute gibt es den Internationales Gerichtshof in Den Haag und die Todesstrafe ist in Europa Vergangenheit.

   Trotzdem wird von Menschenrechtsvereinigungen wie Amnesty International den USA massive Foltervorwürfe gemacht. Eine Inspektionsreise der UN nach Guantanamo wurde kurzfristig abgesagt, da die UN-Vertreter nicht mit den Gefangenen reden durften. Dennoch und auch trotz des Balkankrieges in den 1990er Jahren hat Europa es geschafft, Riesenschritte zu einer humanen und gerechten, aufgeklärten und freien Welt hinzubekommen. Frankreich, einst Erbfeind meines Opas, Spanien, noch bis in die 1970er Jahre faschistische Diktatur und Polen, das mit "Solidarnosc" die Lunte der Freiheit im sozialistischen Osten legte - heute ist Europa ein ganz anderes Europa als noch vor wenigen Jahren.

   Dies beinhaltet aber unser Gedenken an schlimme Zeiten; an über 6 Millionen umgebrachter Frauen, Männer und Kinder der Shoa, das beinhaltet die Erinnerung an 50 Millionen Tote des letzten Weltkrieges, die ungezählten Toten der Vertreibungen auf allen Seiten, und das erinnert an rund 10 Millionen Tote des Krieges davor. Deutschland hat den Menschen Europas allergrößtes Leid gebracht. Die Zahl ist kaum vorstellbar - aber in nur einem einzigen Jahrhundert hat ganz allein Deutschland mehr als 60 bis 70 Millionen Tote zu verantworten. Wehe, wenn das einmal vergessen wird!

   Tja, das fällt mir so ein, wenn ich im TV Jugendliche sehe, die weder wissen wann der 2. Weltkrieg war ("achtzehnhundert irgendwas"), noch was es für ein Krieg war ("Krieg gegen Österreich") und Adolf Hitler mit Adenauer verwechseln. Wie repräsentativ solche Befragungen sind, weiß ich nicht und hoffe, dass so was nur Einzelfälle bleiben.

 

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16.11.2005 - Mittwoch - "Neue SPD / Onlinesucht"

 

Na, bidde, geht doch: Platzeck mahnte die SPD zu dem sozialdemokratischen Grundwert der Solidarität zurückzukehren und nach vorne zu blicken. Was ja nichts anderes heißt, als dass sich die Partei zuvor von ihrem Grundwert entfernt hatte (sonst kann man ja nicht zurückkehren). Und der Erpressungskanzler Schröder ist gottlob weg (wenn die Partei nicht macht, was ich will, trete ich zurück). Im Rückblick finde ich schon ziemlich erschreckend, dass ein einzelner Mann die ganze SPD von ihren Grundwerten entfernen konnte.

   Noch schimpft Platzeck auf die Linkspartei, muss er ja auch. Aber schaun wir mal, ob er mit ihr zusammen nicht in vier Jahren Kanzler werden will. Ich bin gespannt und wäre für Platzeck dabei.

 

   Thema Onlinesucht. Hier gibt's eine interessante Liste mit Fragen der Auffälligkeiten, mit denen die eigene Onlinesucht erkennbar ist - und die ich doch glatt jetzt mal beantworten werde:

 

- In Ihrer Partnerschaft beginnt es zu kriseln, weil es ständig Krach wegen des Computers gibt.

     Nein, die Partnerschaft wurde erst durch den Computer möglich.

- Freunde beschweren sich, weil ständig Ihre Telefonleitung besetzt ist.

     Das war mal und ist seit DSL gottlob vorbei :o)

- Telefon- und Internetkosten erreichen schwindelnde Höhen.

     Nein, es wird von Jahr zu Jahr preisgünstiger.

- Schulden wachsen an - Mahnbescheide flattern ins Haus.

     Nein, da flattert nichts, ich gehe nicht mehr in die Kneipe - das spart sogar eine Menge Zaster.

- Interesse an Offline-Geselligkeiten lässt merklich nach.

     Kommt ganz drauf an; wenn die Vereinsmeierei gemeint ist, stimme ich zu.

- Besuch ist eher lästig geworden, weil Sie doch viel lieber am Computer sitzen würden.

     Der Besuch sitzt meistens die ganze Zeit am Rechner; ich würde viel lieber mit dem Besuch beisammen sitzen.

- Falls Sie (noch) berufstätig sind, lässt Ihr Elan und Engagement im Betrieb merklich nach.

     Beruflicher Elan? Was ist das? *das war ein Scherz*

- Ihnen macht der mangelnde Schlaf zu schaffen und Sie sind erschöpft.

     Je älter ich werde, desto weniger Schlaf brauche ich und bin dennoch nicht erschöpft, worüber ich seit Jahren staune.

- Sie gehen statt real zu shoppen, viel lieber online einkaufen.

     Das stimmt, ich HASSE reales Einkaufen.

- Ihre Kondition lässt merklich nach, da die Bewegung an der frischen Luft fehlt.

     Nein, durch mein Radfahren steigt meine Kondition im Vergleich zur Vor-Internet-Zeit.

- Sie fühlen sich nicht mehr in die Familie integriert, sondern eher als Außenseiter.

     Ich wurde im Sternzeichen "Wassermann" geboren, liebe H. Hesse und fand mich in meiner Pubertät geistig nur "genial". Das hat sich bis heute deutlich relativiert ;o)

- Das Gefühl, von Freunden, Kollegen und der Familie nicht mehr verstanden zu werden, bestätigt sich täglich.

     Im Gegenteil, seit ich täglich im Internet schreibe, ist mein Ausdrucksvermögen um ein Vielfaches variabler und besser geworden (wenngleich ich kein besonderes Talent dazu besitze und andere Zeitgenossen für ihren unterhaltsamen und förmlich druckreifen Ausdruck bewundere). Ebenfalls war und ist die Kommunikation im Internet für mein strukturelles Denken förderlich. Daher kann ich mich insgesamt deutlich besser ausdrücken als früher und werde somit von Freunden, Kollegen und der Familie auch wesentlich besser verstanden.

- Sie kapseln sich mehr und mehr von Ihrem "alten Leben" ab.

     Stimmt, ich hatte ein altes Leben, habe ein gegenwärtiges und werde, so Gott will, auch ein zukünftiges Leben leben.

 

   Ich nutze das Internet wie das Fernsehen täglich rund um die Uhr. Dank DSL-Flat bin ich immer online, wenn ich zuhause bin. Selbst wenn ich etwas anderes mache, bleibt die Verbindung meistens bestehen. Ich wäre demnach schon so süchtig, dass ich nichts mehr auf die Reihe bekäme.

   Nein, nein - wenn du dir mal die Mühe machst und im Impressum bei "www.onlinesucht.de" nachschaust, dort ein bisschen weiter klickst, dann wirst du blitzschnell feststellen, dass eines ganz deutlich wird: die Frau möchte zu aller erst ihre Bücher verkaufen.

   Ich zweifle gar nicht daran, dass über kurz oder lang die werten Damen und Herren Psychologen dieses Feld ganz groß für sich entdecken werden. Da findet sich halt eine Riesengruppe eines neuen Klientel, das sehr viel Geld verspricht und sicher auch einen überzeugenden Namen erhalten wird, wie alle erfundenen Syndrome, siehe ADD/ADHS.

   Ein Bekannter hat seit Jahrzehnten ein megateures Hobby: Modelleisenbahnen und antike Telefone. Jede freie Minute ist er im Keller damit zugange. Noch nie kam jemand auch nur auf die Idee, dieses Hobby als krankhafte Sucht darzustellen. Im Gegenteil, da sind manche Frauen doch eher froh, und dies ist gut für die Partnerschaft, wenn der Alte nach Feierabend die meiste Zeit im Hobbykeller verschwindet :o))

   Und es gibt schließlich auch diejenigen, die ein irre zeitaufwändiges und teures Hobby wie z.B. Modellbau und Modellflug gemeinsam mit ihren Kindern betreiben. Da treffen auch viele der eben genannten "Suchtfaktoren" zu.

   Aber es ist halt kein Massenphänomen wie die angebliche Internetsucht, bei der selbst ein "Behandlungsbedarf" nur eines Promillebereichs verglichen mit dem Gesamtpotential noch einen einträglichen therapeutischen und vielleicht zukünftig sogar pharmazeutischen Reibach verspricht.

   Was ist der Georg aber wieder gehässig ;-))

 

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15.11.2005 - Dienstag - "Verstehen"

 

Ich kenne jetzt nicht aus der Lamäng die genauen Frequenzen, die Hunde und Menschen hören können, aber ich hatte Gestern meinen Spaß: Zuerst spielte ich Pink Floyds "Seamus" als MP3. Viele Hunde jaulen, bellen, sprechen halt dort, doch Elli-Eli blieb unbeeindruckt auf'm Sofa liegen. Dann wechselte ich vom MP3 zur Originalaufnahme. Sofort sprang Elli-Eli auf und suchte fortan nur noch aufgeregt den Ursprung der Hunde in den Lautsprechern. Was sie da wohl erzählen?

   Ist klar, beim MP3 wird alles Nichthörbare fürs menschliche Ohr herausgefiltert. Wie würde sich wohl ein Hunde-MP3 oder eines einer anderen Spezies für uns Menschen anhören? Diese Frage erinnert mich doch stark an "Star Trek IV", als Botschafter Sarek beim Hören des Gesangs der Buckelwale den weisen Satz formulierte: "Es ist schwierig zu antworten, wenn man die Frage nicht versteht."

 

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01.11.2005 - Dienstag - "Von Medien und andere Affen"

 

Überschlagen sich die Ereignisse in der SPD? Wie man's nimmt, Überraschendes gibt's eigentlich nicht zu berichten. Nach Schröders Ende war klar, dass damit der Rechtsruck der SPD auch enden würde. Nach dem Wahlerfolg der Linken war dies erst Recht klar; die SPD wird sich auf ihre ureigenen linken Traditionen besinnen. Lafontaine hatte dies bereits vor Monaten prognostiziert.

   So what? Im Grunde gibt's nichts Unerwartetes - aber jetzt überschlagen sich die Medien förmlich in ihrer dummen Spekulationswut. Nicht nur was die Ungeduld beim Abwarten der Verhandlungen über die Große Koalition betrifft, nein, in nächster Zeit wird wohl tagtäglich mit neuen Variationen für die SPD-Führung zu rechnen sein und vom Gerede über den Untergang der SPD, vom Scheitern der Großen Koalition über Stoibers Bockigkeit (ohne Münte geht der Stoibi nicht ins Bett...) bis hin zu den Fürzen so mancher egozentrischer Kommentatoren.

   Alles in allem - in den nächsten Wochen werden Zeitungs-, Radio- und TV-News gewaltig nerven; der beste Moment für eine politische Auszeit, um Urlaub von der wütenden medialen Gerüchteblase zu machen, bevor die Politikverdrossenheit noch die letzten Interessierten vergrault.

 

   Und was meine gestrige Erwähnung der durch die Medien immer populärer werdenden und absurderen "Verschwörungstheorien" betrifft, so will ich im einzelnen diesen Kaspern durch eine Verlinkung nicht auch noch mehr Beachtung schenken. Aber einen hervorragenden Artikel gibt's dazu von Hans Leyendecker: "Affen der Angst - sind wir noch zu retten?"

 

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10.10.2005 - Montag - "Wieder mal: allgemeine Medienkritik"

 

"Wir sind Papst" Depp Ratzinger hat sich im Vatikan schon prächtig eingelebt, geht er nun doch endlich massiv gegen Homosexuelle vor. Schließlich sei diese "Neigung" eine "schwere moralische Verirrung". Na, sind "wir" denn jetzt immer noch so stolz auf ihn?

   Diese Nachricht ging im Wust der Meldungen angesichts der Katastrophen dieser Welt beinah unter. Die Massenmedien berichten viel lieber von Endzeitstimmung oder einem rasanten Klimawechsel. Damit wird wieder kurzsichtig, verantwortungslos aber auflagensteigernd berichtet. Der Klimawechsel findet nicht dergestalt rasant statt, als dass in einigen wenigen Jahren die Erde auf den Kopf gestellt werden würde, und die Naturkatastrophen nehmen auch nicht zu - es leben nur immer mehr Menschen auf der Erde, sodass es zu immer mehr Opfern und größeren Verwüstungen dabei kommt.

   Explosionsartig hat aber etwas ganz anderes zugenommen: nämlich die Möglichkeiten der Berichterstattung. Aus jedem letzten Winkel steht fast in Echtzeit enormes Material an Bildern und Videos bereit. Pervers finde ich dabei, dass mittlerweile (wie in Spanien und London) sogar die um ihr Leben rennenden Menschen mit ihren Foto- und Videohandys explodierende Bomben aufnehmen und diese Aufnahmen dann von allen Massenmedien sensationslüstern gesendet werden. Katastrophenberichterstattung scheint nach wie vor ein lukratives Geschäft zu sein.

   Würden die Medien ihrer Verantwortung nachkommen, so würden sie auch die Zusammenhänge versuchen zu vermitteln. Bei Terroranschlägen sowie bei Naturkatastrophen gibt es sie zuhauf, aber sie sehen halt anders aus als profitversprechende Sinnbilder turbanbehüteter losgelassener Teufel, oder als die Erde, die sich für unseren Umgang mit ihr nun an der gesamten Menschheit rächt. In beiden Fällen sind die Ursachen von Tod und Elend in der unbeschreiblichen Armut der meisten Menschen auf dieser Welt zu finden.

   Armut = keine soziale Sicherung = Überbevölkerung. Armut = keine Technik zur Katastrophenvor- und -nachsorge. Armut = Perspektivlosigkeit = Gewalt und Terror. Diese logischen Ketten könnte ich noch viel detaillierter fortführen. Leider wird das Bewusstsein dieser Zusammenhänge medial überhaupt nicht vermittelt. Und genau das kreide ich den Medien bei ihrer Katastrophenberichterstattung an.

 

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